«Flügelnuss» ist ein dreiteiliger Roman, der Geschichten aus mehreren Generationen und verschiedenen Perspek-tiven erzählt. Zentrale Motive sind kollektive und familiäre Traumata und eren generationenübergreifenden Ein-fluss sowie die Frage nach dem Spielraum für ein selbst-bestimmtes Leben: Der Mensch, der wider politische oder psychiatrisch-medizinische Bedingungen und Dia-gnosen um autonome Entscheidungen ringt.
Der erste Teil «Am Fluss» spielt Ende der 90er Jahre in einem Durchgangszentrum in den Bergen, im Kanton Graubünden. Der junge Tschetschene, Tamerlan, ist nach dem Ersten Tschetschenien Krieg in die Schweiz geflüchtet, wo er Asyl beantragt und Deutsch lernt. Weihnachten 99 besucht er seine eben in der Schweiz angekommenen Verwandten im Asylheim in den Bergen. Dabei lernt er die Lehrerin Wilma kennen. Es entwickelt sich eine Affäre, die von Eduard, dem autoritären Heimleiter, nicht gern gesehen wird. Eduard schaltet die Polizei ein, nachdem es zwischen Tamerlan und anderen Bewohnern des Heims zu Konflikten gekommen ist. Tamerlan taucht unter, alle Versuche Kontakt aufzunehmen scheitern. Wilma stellt fest, dass sie schwanger ist.
Im zweiten Teil «Sturm und Sterne» besucht Wilma ihre Mutter in der psychiatrischen Klinik. Zum ersten Mal beschäftigt sie sich mit deren Krankheitsgeschichte und denkt sich in die junge Louise ein, die immer wieder mit schweren Psychosen zu kämpfen hatte. Trotz einer
behaupteten Vorbelastung durch Louises Krankheit entscheidet sich Wilma, das Kind von Tamerlan zur Welt zu bringen.
Der dritte Teil
Der dritte Teil «Ur» wird aus der Perspektive der 23-jährigen Tochter, Lou-Lianka, in Form eines Abschiedsbriefs an die Mutter Wilma erzählt. Sie greift offene Fragen aus der Familiengeschichte auf, spinnt Geschichten, die Wilma angefangen hat, weiter und zieht ihre eigenen Schlüsse. Der Ukraine-Krieg zwingt Lou-Lianka zu einer kompromisslosen Auseinandersetzung mit ihrer tschetschenischen Herkunft und wird ihr weiteres Schicksal bestimmen.